Bericht 3 - Künstlerwettbewerb

Drei Künstler - drei Entwürfe

Für den bevorstehenden 3. Bauabschnitt - die Innenrenovierung - waren drei Künstler gebeten worden, je einen Entwurf für die farbliche Neugestaltung des Innenraumes zu erarbeiten und vorzustellen. Zwischen diesen drei Entwürfen wollte man dann entscheiden - also eine Art "Künstlerwettbewerb".


Am 9. Februar 2010 waren diese drei Künstler nach Rommerz gekommen, um ihre Ergebnisse im Pfarrheim den beiden Gremien zu präsentieren.

Hierzu ein Bericht von PGR-Sprecher Thomas Möller - erschienen im Sonderpfarrbrief (Neuhof & Rommerz) zu Pfingsten 2010:


Eine gewaltige Eruption erschüttert die Erde. Dreck und Gesteinsbrocken werden herumgeschleudert. Staub wirbelt auf. Die Kraft der Auferstehung drängt mit aller Macht aus dem Grab, dem weiß-blauen Himmel entgegen.

Eine solche Darstellung könnte schon in nicht allzu ferner Zukunft die Rückwand des Chorraumes der Rommerzer Pfarrkiche zieren, sozusagen als Kontrastprogramm zur Kreuzigungsszene des Hochaltars. Ginge es nach den Vorstellungen eines Künstlers.
Doch der Reihe nach: es ist Dienstagnachmittag und drei leicht nervöse Künstler sind aufgefordert, ihre Entwürfe zur Innengestaltung der Kirche den Mitgliedern von Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat vorzustellen.


Der erste Entwurf

Den Anfang macht ein kleiner, glatzköpfiger Mann, dessen Äußeres so gar nicht den Klischees über Künstler entsprechen will. Auf großen Platten hat er seinen Entwurf skizziert. Grau und gelb geben den Ton im Kirchenschiff an, hellgrau die Decke. In Anspielung auf die dominante Kreuzigungsgruppe hat er den kompletten Altarraum in ein strenges Violett getaucht. Ein Grummeln geht durch die Zuhörerschaft: Die Passion hat ihre Zeit und auch ihre Farbe. Aber das ganze Jahr hindurch Passion? Und als hätte der kleine Mann auf diesen Einwand gewartet, zieht er seinen großen Trumpf: In der Komplementärfarbe, einem leuchtenden Gelb gestaltet der den Chorbogen vor dem Altarraum mit einem quirlig lebendigen Muster. "Die Farbe wird hier in zehn Schichten aufgetragen!" verkündet er stolz und hat auch gleich eine Musterplatte parat. Doch auch die afwändige Technik, die man dem Ergebnis eigentlich nicht ansieht, kann das Publikum nicht recht begeistern und so wird der Mann verabschiedet.

(Nachträgliche Anmerkung: Dieser Entwurf war es, der letztendlich den Zuschlag bekam.)

 

Der zweite

Der zweite Entwurf einer Künstlerin bekommt seine Chance. Die zierliche Frau entrollt ihre papiernen Skizzen und es kommen frühlingshafte Farben zum Vorschein, die dem Entwurf, wenn es um die Gestaltung eines Kinderzimmers gegangen wäre, sicher den ersten Platz beschert hätten: Ein sanftes Grün im unteren Bereich der Kirchenwände und an der gesamten Decke verteilte, gelb leuchtende Elemente, hier ein sanftes Blau, dort ein zartes Rot. "Und der Clou ist mir in Schweden eingefallen" strahlt sie und stellt dabei ihre Idee vor: Auf einem umlaufenden goldenen Band sind immer wiederkehrend 14 von ihr selbst kreierte Symbole für die 14 Nothelfer zu finden. "Aber das unsere Kirche der Gottesmutter geweiht ist, das wissen Sie schon?" bringt sich Pfarrer Axt vorsichtig ein. Ja, sie wisse es schon, aber die Inspiration durch den kleinen Nothelferaltar im Altarraum war wohl einfach zu unwiderstehlich. Leicht enttäuscht, wohl doch nicht den Nerv des Publikums getroffen zu haben, verlässt sie den Raum und übergibt Künstler Nummer drei das Feld.

 

Und der dritte

Dieser war schon zum ersten Termin reichlich zu spät eingetroffen, kam er doch gerade aus Italien zurück, wo er sich von der dortigen Kirchenmalerei hat inspirieren lassen. Doch spätestens als er sich als Jaques G. vorstellt und dabei gekonnt sein wallendes Haupthaar nach hinten wirft, verdichtet sich bei den Zuhörern das Gefühl, es hier endlich mit einem "richtigen" Künstler zu tun zu haben. Ziemlich nervös präsentiert er ein Modell der Rommerzer Pfarrkirche, das in seinen Abmessungen an eine Puppenstube erinnert. Während er das Dach öffnet und dem neugierigen Publikum einen Blick in das Innere erlaubt, berichtet er, dass er zusammen mit dem Kirchenbaumeister des Bistums Würzburg, einem Theologen, ein komplettes Konzept zur Umgestaltung des Gotteshauses entworfen hat. Er spricht von der jetzigen Übermöblierung des Altarraums, davon, dass er den Opferaltar näher zum Kirchenvolk, noch vor den Chorbogen bringen will, von einem neuen Taufstein im Kreuzungsbereich der Gänge, von Stelen auf denen die Heiligenfiguren zum Stehen kommen sollen, von einer bemalten Orgel. Gebannt folgt das Publikum seinen Ausführungen und eine gewisse Begeisterung macht sich breit, wobei den Leuten vom Verwaltungsrat an den krausen Stirnen abzulesen ist, dass sie in diesem Moment auch einen ernüchternden Gedanken an die entstehenden Kosten verschwenden. Das Farbkonzept im Kirchenschiff ist unspektakulär (weiß und blau) und im Chorraum soll die zu Beginn beschriebene Darstellung der Auferstehung dominieren. Und um dieses Bild nicht zu stören, möchte er den gesamten Hochaltar mit Papier bekleben und diesen dann einfarbig in Alabaster-Farbe tauchen. Uff! Um diesen Gesichtsausdruck bei seinen Zuhörern zu erzeugen, hätte der Mann ebenso gut in eine saure Zitrone beißen können! Trotz der eiligen Beteuerung, das Ganze sei relativ leicht wieder umkehrbar: Kunst hin oder her - mit diesem Gedanken kann sich niemand wirklich anfreunden. Und so fährt Jaques G. wieder nach Hause oder lässt sich irgendwo auf der Welt neu inspirieren.

Die Bauherren aber sind um einige wirklich gute Ideen reicher geworden. Aber um den richtigen Entwurf zu finden, dazu wird noch Einiges an Kreativität und Geist notwendig sein.


Nachträgliche Anmerkung: die Präsentationen der Künstler-Entwürfe war der Auftakt für intensive Verhandlungen, insbesondere mit der zuständigen Baubehörde des Bischöflichen Generalvikariats Fulda. Letztendlich fiel die Wahl auf den Frankfurter Künstler Michael Mohr, welcher gebürtig aus Großenlüder stammt. Bei seinem Entwurf handelt es sich um den oben zuerst genannten. Bereits jetzt steht allerdings so gut wie fest, dass das von ihm vorgestellte Konzept nicht exakt so umgesetzt, sondern in etlichen Punkten noch abgewandelt wird.

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