Auf Einladung des kürzlich neu gegründeten Freundeskreises der Mariengrotte in Opperz fand am Pfingstmontag um 17.00 Uhr eine Marienandacht statt, an der über 130 Gläubige teilnahmen.
Mitglieder des Freundeskreises trugen die Lesung und die Fürbitten vor,
Konrad Möller begleitete die Marienlieder auf dem Akkordeon. Am Schluss der
Andacht bedankte sich der Sprecher der Steuerungsgruppe, Herr Frank Burkard,
für die bisher geleistete Arbeit an der Grotte und hob hervor, dass es dem
Freundeskreis auch darum gehe, die Mariengrotte wieder als pastoralen Ort in
das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Bei der anschließenden Begegnung bei
Würstchen und Getränken ergaben sich interessante Gespräche.
Predigt von Pfr. Dr. Vonderau in der Marienandacht am Pfingstmontag, 21. Mai 2018
Liebe Schwestern und Brüder,
zwölf goldene Sterne auf dunkelblauem Grund. Sie wissen wahrscheinlich, was damit gemeint ist: Es sind die Farben und Symbole der Europaflagge. Wenn man allerdings jemanden fragt, was diese 12 Sterne symbolisieren, erntet man meist nur ein Achselzucken bzw. erhält die unterschiedlichsten Antworten, z. B. die, dass die europäische Union einmal aus zwölf Staaten bestanden habe. Aber diese Antwort ist falsch.
Die Geschichte der Fahne hat ihren Ursprung in der Zeit während des Zweiten Weltkriegs. Paul Lévi, ein Belgier jüdischer Abstammung, sah damals angsterfüllt in Löwen zahlreiche Eisenbahnzüge fahren, in denen die Juden von der deutschen Gestapo nach Osten in eine ungewisse Zukunft transportiert wurden. Damals legte Lévi das Gelübde ab, wenn er den Krieg und die Nationalsozialisten lebend überstehen würde, wollte er zum katholischen Glauben konvertieren. Er überlebte und wurde katholisch.
Am 5. Mai 1949 wurde in London der Europarat gegründet und Paul Lévi wurde zum Leiter der Kulturabteilung des Europarats ernannt. Einige Jahre später diskutierten die Vertreter über eine gemeinsame Flagge. Sämtlich Entwürfe, in denen, etwa nach dem Vorbild der skandinavischen Flagge, ein Kreuz enthalten war, wurde von den Sozialisten als zu christlich verworfen.
Eines Tages kam Lévi bei einem Spaziergang an einer Statue der Mutter Gottes mit dem Sternenkranz vorbei. Durch die Sonne beschienen, leuchteten die goldenen Sterne wunderschön vor dem strahlend blauen Himmel. Lévi suchte daraufhin Graf Benvenuti auf. Er war ein venezianischer Christdemokrat und der damalige Generalsekretär des Europarates. Er bat ihn, zwölf goldene Sterne auf blauem Grund als Motiv für die Europafahne vorzuschlagen. Benvenuti war begeistert und schon wenig später wurde der Vorschlag allgemein akzeptiert. Der goldene Sternenkranz Marias ziert also heute in allen Staaten der EU die Europafahne.
Die Muttergottes ist
also mit diesem unseren Kontinent untrennbar verbunden. Lange hat man Maria mit
der Frau identifiziert, von der die Offenbarung des Johannes spricht, aus der
wir die Lesung gehört haben: „Dann erschien ein
großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war
unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“
Die Zahl zwölf
kennen wir auch aus anderen Zusammenhängen. Christus hat zwölf Apostel berufen.
Sie repräsentieren die zwölf Stämme Israels. In der Offenbarung des Johannes
wird Jerusalem als Heimat für das vollendete Gottesvolk beschrieben, die Stadt
hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren.
Sie sehen, es ist eine wunderbare Symbolik, die hinter dem Kranz von zwölf Sternen über dem Haupt der Muttergottes steht, so wie wir ihn auch über dem Haupt unserer Muttergottes hier an der Grotte wahrnehmen können.
Wir
dürfen uns Maria anvertrauen, unseren Kontinent, unser Land, unsere Pfarreien,
unsere Familien. So wie Maria Ja gesagt hat und durch sie Christus in diese
Welt kommen konnte, so dürfen auch wir ihren Sohn in unser Leben aufnehmen und
es nach ihm ausrichten. „Was er euch sagt, das tut,“ dazu forderte Maria bei
der Hochzeit zu Kana auf. Maria leuchtet uns voran wie ein Stern. Ihr Name hat
ja diese Bedeutung: „maris stella“, Stern des Meeres.
Darauf
nimmt Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika „Spe salvi“ Bezug. Er verweist darin
auf einen Hymnus aus dem 8./9. Jahrhundert, mit dem die Kirche seit mehr als
1.000 Jahren Maria, die Mutter des Herrn, grüßt als Meeresstern: Ave maris
stella.
„Menschliches Leben bedeutet Unterwegssein. Zu welchem Ziel? Wie finden wir die Straße des Lebens? Es erscheint wie eine Fahrt auf dem oft dunklen und stürmischen Meer der Geschichte, in der wir Ausschau halten nach den Gestirnen, die uns den Weg zeigen. Die wahren Sternbilder unseres Lebens sind die Menschen, die recht zu leben wussten. Sie sind Lichter der Hoffnung. Gewiss, Jesus Christus ist das Licht selber, die Sonne, die über allen Dunkelheiten der Geschichte aufgegangen ist. Aber wir brauchen, um zu ihm zu finden, auch die nahen Lichter – die Menschen, die Licht von seinem Licht schenken und so Orientierung bieten auf unserer Fahrt. Und welcher Mensch könnte uns mehr als Maria Stern der Hoffnung sein – sie, die mir ihrem Ja Gott selbst die Tür geöffnet hat in unsere Welt; sie, die zur lebendigen Bundeslade wurde, in der Gott Fleisch annahm, einer von uns geworden ist, unter uns „zeltete“ (vgl. Joh 1,14)?“
Orientieren wir uns also wieder neu an Maria, an ihrem Glauben, an ihrer Liebe zu Christus, an ihrer Treue. Dann können wir selbst Lichtboten sein in eine Welt hinein, die so oft vom Dunkel bedroht ist. Amen.
Kath. Pfarramt St. Michael Neuhof
Kolpingstraße 1
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Tel. 06655 / 99949-0
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